Wetter 2023
DER JÄNNER
Das neue Jahr startete so, wie das alte aufgehört hatte (und fast gleich wie im Vorjahr), nämlich viel zu warm, mit einem Tageshöchstwert am Neujahrstag von +12,4 °C und einem Tages- und Monatshöchstwert von +12,6 °C am zweiten Tag des Jahres. Bis zur Mitte des Monats blieb es mit Temperaturen um die plus zehn Grad weiterhin eindeutig zu warm. In dieser Phase blieben auch Frostnächte fast zur Gänze aus, sodass die erste Hälfte dieses Jänners eher einem Frühlingsmonat glich, von Eis und Schnee weit entfernt. Am 16. d.M. stellte sich dann aber die Wetterlage um, weil ein gewaltiger Tiefdruckwirbel, der fast zwei Wochen lang über Mitteleuropa zirkulierte, kalte Luft weit hinunter ins Mittelmeer transportierte. Dabei entstanden immer wieder Italientiefs, die bei uns manchmal Schnee, meist aber nur Regen im Gepäck hatten. Insgesamt fielen 13 Zentimeter Schnee an fünf verschiedenen Tagen, von einer weißen Pracht konnte man dabei aber trotzdem nie sprechen, weil diese – meist bei Plusgraden - entweder auf zu warmen, vom Regen davor durchnässten Boden fielen, oder danach gleich wieder wegtauten. Am ehesten winterlich sah es am Morgen des Sonntags, den 22.01.2023 aus; da konnte man nämlich bei -1 °C eine Schneeauflage von 5 cm messen. Statistisch bemerkenswert sind die 115 Liter Regen, die diese Italientiefs zusätzlich zu den o.a. Schneemengen ausließen, ein Wert, der eher im obersten Bereich der Regenmengen für Jänner zu finden ist.
An der ZAMG-Station Bad Gleichenberg war der Jänner im Vergleich zum Zeitraum von 1961 bis 1990 um 4,9 °C zu warm. Niederschlag gab es im Jänner im Südosten, wie auch die oben genannten eigenen Daten bestätigen, viel mehr als durchschnittlich üblich – so auch in Bad Gleichenberg. Die im Mittel von 1961 bis 1990 dort üblichen 38 l/m² wurden im Jahr 2023 mit 105 l/m² mehr als verdoppelt.
max. Temperatur: 12,6 °C
min. Temperatur: -5,6 °C
Regenmenge: 115 l/m²
Schneehöhe: 13 cm
stärkste Böe: 48,3 km/h
DER FEBER
Auch der letzte Wintermonat des Winters 2022/23 wurde seinem Namen nicht gerecht und glich in weiten Phasen eher einem Frühling. Zuvor stellte sich das Wetter jedoch am ersten Wochenende im Feber noch einmal kurzfristig auf Winter um, wo sich mit Sturm (stärkste Böe siehe unten) und Graupelschauer ein Kaltluftvorstoß ankündigte. Die zweite Feberwoche brachte dann bei einer stabilen kontinentalen Hochdrucklage dauerhaft Kaltluftzufuhr aus Nordost, die bei uns eine Woche lang die Tiefstwerte der Nacht auf ca. minus zehn Grad und darunter drückte und die auch zwei Eistage (am 6. und 8. Feber) zur Folge hatte. Dadurch baute sich in Rekordzeit eine tragfähige Eisfläche bei der Jost-Mühle auf, die am zweiten Feberwochenende für einen Tag sogar zum Eisstockschießen genutzt werden konnte. Aber ebenfalls rekordverdächtig schnell schmolz diese mit einem nachhaltigen Warmwettereinbruch aus Nordwest in den nächsten Tagen wieder weg. Mit zweistelligen Plusgraden ab dem 12. d.M., die fast zwei Wochen lang vorherrschten und bei uns am 21. d.M. (Faschingsdienstag) mit +17,4 °C gipfelten, wurde in dieser Zeit schon eher an den Frühling als an den Winter gedacht. An vielen Wetterstationen in Österreich wurden dieser Tage die Temperaturrekorde für Feber gebrochen, wie auch im nahen Güssing mit +22,1 °C am Faschingsdienstag (Quelle: ORF). Doch, wie für diese Jahreszeit zu erwarten, kam der Kampf der Luftmassen am letzten Feberwochenende nochmals in Gange, und mit einem schnellen Kaltluftvorstoß am Samstag, den 25.2., wurde aus Regen nach Mitternacht noch einmal kurzfristig Schnee. Zusammen mit einem kurzen Schneeschauer am Morgen des 2.2. gehen 2 Zentimeter Neuschnee in die Statistik für diesen Feber ein, eine eher homöopathische Menge für einen früher immer sehr schneereichen Monat. Weil es auch nur insgesamt 6 Liter geregnet hat, war dieser Feber wohl einer der niederschlagsärmsten der letzten Jahre.
An der ZAMG-Station Bad Gleichenberg war der Feber auf das Mittel von 1961 bis 1990 gesehen um 2 °C zu warm, Niederschlag gab es 29 Liter weniger als im Mittel von diesem Zeitraum üblich.
max. Temperatur: 17,4 °C
min. Temperatur: -10,0 °C
Regenmenge: 6 l/m²
Schneehöhe: 2 cm
Stärkste Böe: 62,8 km/h
DER MÄRZ
Der letzte Kaltluftvorstoß von Ende Feber wirkte noch in die ersten Tage des März hinein, mit mehrheitlich einstelligen Tageshöchstwerten bis zum 8. des Monats. Dort wurde es dann für ein paar Tage frühlingshaft, bevor es um die Mitte des Monats neuerlich abkühlte, mit Morgenfrösten und einem Tiefstwert von -4,7 °C am 17. Tag des Monats. Eine Woche lang schaute dann der Frühling vorbei, der mit einem Tageshöchstwert von +21,5 °C am 24. d.M. seinen Höhepunkt erreichte. Nachdem es nach dem sehr trockenen Vormonat auch im März kaum geregnet hat (auch der Märzschnee blieb in diesem Jahr komplett aus), brachte dann das letzte Märzwochenende mit insgesamt 38 Litern den lang ersehnten Niederschlag. Ähnlich dem Vorjahr (siehe Berichte aus 2022) waren aber auch in diesem Jahr die Monate Feber und März gesamthaft zu trocken. Von den Temperaturen her war es den ganzen Monat hindurch ein schnelles auf und ab.
Der März brachte an der ZAMG-Station Bad Gleichenberg statistisch gesehen 10 Liter weniger Niederschlag als im Mittel vom Vergleichszeitraum 1961-1990 üblich. Temperaturmäßig war der März bezogen auf den selben Vergleichszeitraum in Bad Gleichenberg um 2,4 °C zu warm.
max. Temperatur: 21,5 °C
min. Temperatur: -4,9 °C
Regenmenge: 47 l/m²
Stärkste Böe: 56,3 km/h
DER APRIL
Der April ist ja eigentlich schon der zweite Monat im meteorologischen Frühling, jedoch konnten Frühlingsgefühle auch im gesamten April keine geweckt werden. Der ganze Monat war geprägt von sehr wechselhaften Nordwest- beziehungsweise Nordost-Lagen und einer ausgeprägten Vb-Lage (= langanhaltendes Mittelmeertief über Mitteleuropa vom 13.04 - 15.04.), welche mit durchgehendem Niederschlag über 48 Stunden hinweg 62 Liter Regen gebracht hat. Von den zu dieser Zeit bereits hochsommerlichen Temperaturen auf der iberischen Halbinsel mit neuen Hitzerekorden für April in der Größenordnung von knapp an die plus vierzig Grad war in unseren Breiten mangels Südwest-Anströmung überhaupt nichts zu spüren. Am 6. des Monats gab es sogar mit -5,2 °C noch einmal strengen Morgenfrost. Der April 2023 geht auch mit einem für diesen Monat (im Vergleich zu den letzten Jahren) doch relativ niedrigen Höchstwert von +21,2 °C am 23.04. (sogar minimal niedriger als der Höchstwert des März 2023) in die Statistik ein.
Statistisch gesehen ist dieser April interessant, denn er ist der erste Monat seit dem April 2022, welcher an der ZAMG-Station Bad Gleichenberg verglichen mit dem Zeitraum von 1961 bis 1990 nicht zu warm war. Die Differenz ist allerdings nicht all zu groß, es handelt sich lediglich um eine Abweichung von -0,3 °C. Vergleicht man den April 2023 mit dem Zeitraum von 1991 bis 2020 (dieser Zeitraum ist bereits von der Klimaerwärmung beeinflusst), so fällt auf, dass dieser April deutlich unterkühlt war. Auf die vom Klimawandel nicht beeinflusste Zeit gesehen, war dies also ein normaler April, auf die vom Klimawandel bereits betroffene Zeit gesehen, deren Verhältnisse wir jetzt schon gewohnt sind, war der April deutlich (um 1,8 °C) zu kalt. Diese zuvor genannten Werte beziehen sich alle auf die ZAMG-Station Bad Gleichenberg.
max. Temperatur: 21,2 °C
min. Temperatur: -5,2 °C
Regenmenge: 87 l/m²
Stärkste Böe: 51,5 km/h
DER MAI
Auch der Mai startete mit Höchstwerten unter der 20-Grad-Marke doch sehr unterkühlt, und das Fehlen von wirklich frühsommerlichen Tagen setzte sich auch in diesem Monat fort. Am ersten Maiwochenende schaute der Frühsommer dann mit nicht ganz +24 °C für zwei Tage vorbei, um sich dann wieder bis zum 20. des Monats gänzlich zu verabschieden. In dieser Zeit gab es vom 11. bis 17. Mai neuerlich (wie schon im April) eine ausgeprägte Vb-Lage, die insgesamt 104 Liter Regen brachte, und die die Raab am 17. Mai 2023 knapp an die Marke eines fünfjährigen Hochwassers anschwellen ließ. Zu Christi Himmelfahrt beruhigte sich das Wetter dann, und in der letzten Maiwoche gab es dann mit +26,2 °C am Dienstag, den 26.5.23, und einem darauffolgenden Gewitter erstmals, aber sehr spät im Jahr, einen Hauch von Sommer. Der Mai brachte lediglich 2 Sommertage (= Tageshöchstwert größer oder gleich +25 °C).
Der Mai 2023 lag an der ZAMG-Station Bad-Gleichenberg um 0,9 °C über dem Mittel von 1961 bis 1990, jedoch um 0,5 °C unter dem Mittel von 1991 bis 2020. Gesamthaft hat es in diesem Mai aufgrund der starken und langanhaltenden Niederschläge Mitte des Monats an der ZAMG-Station Bad Gleichenberg 125 Liter geregnet (deckt sich sehr gut mit den 123 Litern in Windisch-Minihof), dieser Wert liegt 35 Liter über dem Mittel.
max. Temperatur: 26,2 °C
min. Temperatur: 3,0 °C
Regenmenge: 123 l/m²
Stärkste Böe: 38,6 km/h
DER JUNI
Die erste Juni-Hälfte war geprägt von Höhentiefs, die sich hauptsächlich über dem Osten Österreichs beständig drehten, und die bis zum 15. des Monats für insgesamt 12 Tage mit Regen oder zumindest mit einem Regenschauer oder Gewitter verantwortlich waren. Somit gab es nur drei Tage in zwei Wochen, an denen es nicht geregnet hat. Ganz anders im Westen von Österreich, wo man zu dieser Zeit die längste Trockenperiode seit vielen Jahren zu beklagen hatte. Ein Kaltluftvorstoß, den man Anfang Juni als Schafskälte kennt, blieb in diesem Monat zur Gänze aus. Ab dem dritten Juniwochenende drehte dann die Strömung seit vielen Wochen erstmals wieder auf Südwest, und die Woche ab dem 19. Juni brachte die erste kleine Hitzewelle dieses Sommers hervor, mit insgesamt drei Hitzetagen vom 21. bis zum 23. Juni. Beendet wurde diese Hitzewelle mit einer Unwetterlinie über Österreich, die am Freitag (23. Juni) österreichweit – aber vor allem in der angrenzenden Steiermark und in Kärnten – großen Hagel und teilweise Überschwemmungen mit sich brachte. Die letzte Juniwoche brachte dann wieder gemäßigte Sommertemperaturen. Aufgrund des vielen Regens zu Beginn des Monats gab es in diesem Jahr schon sehr früh, nämlich ab Mitte Juni, sehr gutes „Schwammerlwachstum“.
Auf das Mittel von 1961 bis 1990 gesehen war der Juni in diesem Jahr an der ZAMG-Station Bad Gleichenberg um 2,3 °C zu warm, es gab jedoch um 23 Liter mehr Niederschlag als im Mittel üblich. Auf den Mittelwert von 1991 bis 2020 bezogen war der Juni um 0,4 °C zu warm.
max. Temperatur: 32,1 °C
min. Temperatur: 9,1 °C
Regenmenge: 111 l/m²
Stärkste Böe: 40,2 km/h
DER JULI
Das erste Juliwochenende brachte mit einer Kaltfront einen kurzzeitigen Wetterumschwung, und ein regenreiches Nachmittagsgewitter bescherte dem Ortsteil Tauka am Samstag, dem 1. Juli 2023, eine gewaltige Überschwemmung. Danach beruhigte sich die Wetterlage wieder, und bis zur Monatsmitte dominierte der Hochsommer mit insgesamt vier Hitzetagen in der zweiten Juliwoche. Danach änderte sich die Großwetterlage, und in der zweiten Monatshälfte wurde es bei anhaltender Westlage (Stichwort „Atlantischer Sommer“) eher unbeständig, etwas kühler und feucht. Die Dreißig-Grad-Marke wurde nicht mehr erreicht, und mit einem +7,7 °C Tiefstwert in der Nacht auf den 27.7.2023 wurde es für den Zeitraum der sogenannten „Hundstage“ eigentlich ungewöhnlich kalt; in den Alpen hat es auf unter zweitausend Meter herunter geschneit.
Niederschlagstechnisch war der Juli 2023 an der ZAMG-Station Bad Gleichenberg ziemlich im Mittel von 1961 bis 1990 – verglichen mit dem Mittel von 1991 bis 2020 war es heuer minimal feuchter. Bezüglich der Temperatur war der Juli gegenüber dem Mittel von 1961 bis 1990 um 2,9 °C zu warm. Auf das vom Klimawandel bereits beeinflusste Temperaturmittel von 1991 bis 2020 gesehen war der Juli um 0,8 °C zu warm.
max. Temperatur: 31,6 °C
min. Temperatur: 7,7 °C
Regenmenge: 142 l/m²
Stärkste Böe: 37,0 km/h
DER AUGUST
Das eher zu kühle und feuchte Sommerwetter der zweiten Julihälfte ging nahtlos in den August über und fand dort seinen Höhepunkt: Ab dem 3. August regnete es aus einem Italientief fast durchgehend vier Tage lang insgesamt 130 Liter, was in etwa dem durchschnittlichen Niederschlag eines ganzen Sommermonats entspricht. Allein in der Nacht vom 3. auf den 4. August fielen in unserer Region knapp 80 Liter Regen, was zu einem leichten Hochwasser beim Doiberbach führte. Weil es im gesamten Einzugsgebiet der Raab ähnliche Niederschlagsmengen gab, kam es an der Messstelle Neumark an der Raab zu Mittag des 4.8.2023 mit einem Pegelstand von 6,88 m (Quelle: Wasserportal Burgenland) zu einem 10-jährigen Hochwasser. Noch schlimmer betroffen waren die Südweststeiermark und Unterkärnten, wo Niederschlagsmengen um die 150 Liter und mehr in nur einer Nacht zu gewaltigen Überschwemmungen, Vermurungen und Hangrutschungen führten. Die zweite Augustwoche stand dann ganz im Zeichen dieser enormen Niederschlagsmengen, weitere relevante Regenfälle blieben aber zum Glück aus, und auch die Temperaturen kehrten langsam wieder auf sommerliches Niveau zurück. Komplett konträr gestaltete sich dann die zweite Augusthälfte. Vom 11.8. bis zum 28.8. fiel kein einziger Tropfen Regen, und mit einer Hitzewelle von insgesamt 7 Tagen (vom 21.8. bis zum 27.8. durchgehend Tageshöchstwerte über +30 °C) kehrte spät im August der Hochsommer zurück. Zum Ende des Augusts schlug das Wetter dann wieder um, und mit einem Italientief (dieses brachte in Tirol und Vorarlberg teilweise 100-jährige Hochwasserereignisse) fielen bei uns noch einmal 27 Liter Regen, sodass der August 2023 mit insgesamt 190 Litern eine überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmenge für einen Sommermonat zu verzeichnen hatte.
Der August war, wie zu erwarten, auch an der ZAMG-Station Bad Gleichenberg überdurchschnittlich niederschlagsreich, sowohl auf das Mittel von 1961 bis 1990 als auch auf das Mittel von 1991 bis 2020 bezogen. Temperaturmäßig war der August ebenso auf beide Zeitbereiche gesehen überdurchschnittlich, sprich zu warm. Verglichen mit dem Zeitbereich von 1961 bis 1990 lag die Mitteltemperatur des Monats August in Bad Gleichenberg heuer um 2,4 °C über dem Schnitt, im Vergleich zum Zeitbereich von 1991 bis 2020 betrug der Unterschied +0,4 °C.
max. Temperatur: 32,1 °C
min. Temperatur: 7,6 °C
Regenmenge: 190 l/m²
Stärkste Böe: 38,6 km/h